Geschichte und Legenden der Sternwarte Weißer Elefant
Vor Beginn des Zweiten Weltkriegs verließen die Mitarbeiter der Sternwarte das Gebäude und nahmen das Wertvollste mit, nämlich: sieben Linsen aus dem Teleskop, zwei Mikrometer und ebenso viele Chronometer. Die gesamte Ausrüstung ging im November 1939 an das Budapester Astronomische Observatorium und später nach Wien, von wo aus sie nach dem Krieg nach Polen transportiert wurde.
Im September 1939 wurden die sowjetischen Behörden neue Eigentümer des Gebäudes. Nach der Teilung Polens wurde die Westukraine Teil der UdSSR. Hier wurde das erste geophysikalische Höhenobservatorium und die erste Wetterstation in der Sowjetunion eingerichtet. Das Observatorium nahm seine Arbeit wieder auf: Es wurden ständige Beobachtungen durchgeführt und Informationen an das Prognosebüro in Kiew übermittelt.
Von 1941 bis 1944 war im Observatoriumsgebäude eine ungarische Militäreinheit untergebracht.
Nach dem Krieg wurde die Sternwarte nicht mehr restauriert und das Gebäude wurde nach und nach durch die lokale Bevölkerung, Touristen und Naturgewalten zerstört. Im Winter, wenn die Ruinen mit Eis und bizarren Eiszapfen bedeckt sind, sich Wucherungen und Falten an den Wänden bilden, wirkt das Bauwerk sehr majestätisch – wie ein großes gefrorenes Tier. Vielleicht hat das Observatorium deshalb einen romantischen Namen – „Weißer Elefant“. Es gibt eine andere Version des Ursprungs dieses Namens. Allerdings hielten polnische Beamte den Bau des Observatoriums für unmöglich. In ihrem Verständnis war dieses Projekt ein „weißer Elefant“ – etwas Fantastisches, Unwirkliches. Heute ist das Gebäude des Observatoriums eine hochgelegene Mülldeponie und eine von Touristen organisierte öffentliche Toilette. Sie bauen oft Zelte in der Nähe auf und übernachten dort, aber umgeben von Abwasser ist es unangenehm zu schlafen, außerdem gibt es hier kein Wasser. Vielleicht gibt es in Zukunft Investoren, die dem „Weißen Elefanten“ seinen Glanz zurückgeben und ihn zu einem wahren Mekka für Touristen machen.